Spitzbergen – Polarexpedition in die Arktis
Vögel beobachten im ewigen Eis
Es gibt Reisen, die kann man nicht mehr lange aufschieben, deshalb werden wir eine Expedition in die Arktis unternehmen. Dafür haben wir ein ganzes Schiff gechartert, nur für Vogelbeobachter. So können die Naturfreunde mit ähnlichen Interessen unter sich bleiben und sich sinnvoll ergänzen und gegenseitig inspirieren.
Unser Ziel ist es, die Arktis auf einer Polarexpedition in der Gegend um Spitzbergen zu erkunden. Dabei legen wir Wert darauf, möglichst viele Eindrücke von der phantastische Vogelwelt zu Wasser, an Land und an den Brutfelsen zu gewinnen. Aber, wer in die Arktis reist, denkt auch an Eisbären und Walrosse und an einzigartige Landschaftserlebnisse. Tierbeobachtungen stehen im Vordergrund. Beobachtungen, wie man sie jetzt noch machen kann, aber in wenigen Jahren wohl leider nicht mehr.
Als Expeditionsschiff haben wir die Noorderlicht – ein Segelschiff – ausgewählt, das uns den bestmöglichen Komfort und hohe Sicherheit zu einem erschwinglichen Reisepreis gewährt.
Die Reise ist geplant für 16 – 20 naturinteressierte Menschen. Die Reiseleitung übernimmt ein deutschsprachiger Guide mit Arktis- und spezieller Spitzbergenerfahrung, zusätzlich begleitet ein birdingtours-Reiseleiter die Tour ornithologisch. Bordsprache ist englisch.
Und hier ein Videobericht über die Fotoreise nach Spitzbergen im Juni 2023 mit nützlichen Informationen von Reiseleiter Sven Herdt:
Unsere birdingtours-Reisen nach Spitzbergen
Eisbärbeobachtungen auf Spitzbergen
Expeditionsschiff mit Format: Die Noorderlicht
Interview mit unserem Reiseleiter Tobias Epple zur Reise 2016
Wir haben unserem Reiseleiter Tobias Epple etliche Fragen zur Spitzbergenreise 2016 gestellt, die einen wunderbaren Einblick in den Reiseverlauf und die Philosophie der Reise ermöglichen.
Natürlich haben wir ihn auch zu den Vogelarten und weiteren spektakulären Tierbeobachtungen, wie Eisbären und Wale, befragt.
Was Tobias auf seiner ersten Spitzbergenreise alles erlebt hat, könnt ihr hier in Ruhe nachlesen!
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Mit Spitzbergen bietet birdingstours eine besondere Destination an. Kannst du die Reiseroute kurz erläutern?
Die Reise beginnt in Longyearbyen, dem Hauptort von Spitzbergen. Von dort startet die Westumrundung der Insel. Hier ist Eisfreiheit Ende Mai bereits garantiert, so dass man Spitzbergen im Westen umfahren kann. Durch den Eisfjord geht es entlang der Westküste bis in den Norden. Der nördlichste Punkt der Reise ist die Insel Moffen auf dem 80. Breitengrad. Von hier aus sind es nur noch 10 Breitengrade oder 1.111 km zum Nordpol. Danach geht es auf der gleichen Route aber mit anderen Stationen zurück nach Longyearbyen. Dabei sind die vielen Stationen dank birdingtours noch mehr als bei jeder anderen Spitzbergen-Tour auf die Vogel- und Naturbeobachtung zugeschnitten.
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Eine Besonderheit der Reise ist die Unterbringung auf einem Dreimaster-Segelschiff aus dem Jahr 1911. Wie kann man sich das Leben an Bord vorstellen?
Die Fahrt auf dem Segelschiff Noorderlicht ist sicher eine Besonderheit der Reise, denn es ermöglichte uns, auch in kleine Buchten hineinzufahren, dort zu ankern oder sehr nahe der Küste oder Vogelfelsen entlang zu navigieren. Im Gegensatz zu den größeren Motorschiffen ermöglicht das viele großartige Beobachtungen direkt von Bord. So können wir Seevögel wie Alken täglich aus der Nähe erleben. Auch Tierbeobachtungen an Land wie Polarfüchse, Rentiere oder Eisbären gelangen von Deck aus hervorragend. Diese Nähe zur Natur, die Möglichkeit auch sehr einsame und abgeschiedene Buchten zu erreichen und die Nähe zum Wasser und seinen Bewohnern ist ein besonderer Vorzug des Reisens mit einem kleinen wendigen Schiff. Dies konnten wir mehrfach bei Begegnungen mit anderen, größeren Expeditionsschiffen feststellen.
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Ja, schön. Aber so ein Segler ist doch viel enger und unkomfortabler! Das gibt doch sicher Stress? Wie geht man damit um?
Das Schöne an der Reise mit der Noorderlicht ist, dass sie uns innerhalb kürzester Zeit zu einem richtigen Zuhause wird. Mit nur 25 Passagieren bietet sie alle Annehmlichkeiten, die man sich auf einer Reise in kalte Gefilde wünscht auf kleinstem Raum. Die Zwei-Bett-Kajüten sind zwar– wie sollte es auch anders sein – klein, aber gemütlich und bequem. In den Doppelstockbetten schläft sich's prima, es gibt eine Luke zur Belüftung und auch eine Heizung für den Fall, dass man friert. Auch ein Waschbecken und eine Dusche gibt es. Die Enge der Kajüten, die man ohnehin nur für den persönlichen Rückzug und zum Schlafen nutzt, wird durch einen großen Aufenthaltsraum ausgeglichen, wo man sich bei einem warmen Tee und Keksen vom Deckaufenthalt aufwärmen, sein Reisetagebuch führen, sich unterhalten, nach draußen in die Landschaft schauen oder in einem Buch schmökern kann. Heißer Tee und Kaffee sowie Kekse stehen ständig bereit.
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Das hört sich ja gut an. Aber wie ist es mit individuellen Wünschen? Muss man sich nicht dauernd absprechen?
An Bord ist für alles gesorgt: drei leckere Mahlzeiten am Tag, sowie immer wieder nette Aufmerksamkeiten wie eine heiße Schokolade an Deck oder „Whisky on the rocks“ mit Gletschereis. Einen Großteil des Tages hält man sich ohnehin an Deck auf, wo man an der Reling lehnen kann. Oder man sitzt auf dem oberen Deck, schaut dem Kapitän über die Schulter oder klettert sogar selbst hinauf ins Krähennest , um die eisige Welt von oben zu bestaunen. Schnell wird man an Bord eines Schiffes wie der schmucken rot gestrichenen Noorderlicht eine kleine Reisegemeinschaft. Man muss nichts, aber darf vieles! Viele sitzen stumm an Deck und lassen die vorbeigleitende, imposante Landschaft auf sich wirken. Platz alleine sein zu können, ist vorhanden.
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Ein Wunschtraum von vielen Nordlandfahrern ist die Beobachtung von Eisbären, um deren Zukunft man sich weltweit Sorgen macht. Gibt es reale Chancen sie zu sehen?
Wir hatten großes Glück und konnten mehrfach Eisbären beobachten, an Land sowie im eiskalten Meer schwimmend. Dies waren besondere Erlebnisse, allerdings auch mit einem Anflug von Besorgnis, denn fast alle beobachteten Tiere waren sehr mager. Da sich das Eis in diesem Jahr sehr früh gen Norden zurückgezogen hatte, haben es die Bären sehr schwer, denn ihre Hauptnahrungsquelle, die verschiedenen Robbenarten, erbeuten sie ausschließlich auf dem Eis.
Wir konnten zum Beispiel beobachten wie zwei Eisbären ein Rentier mit Jungem verfolgte, und an Land konnten wir den Spuren der riesigen Eisbärtatzen im Schnee folgen, die wir wenige Stunden zuvor von Bord aus beobachtet hatten. Bis jetzt, das weiß ich aus den Reiseberichten, wurden bei allen birdingtours-Reisen nach Spitzbergen Eisbären gesehen. Keine Garantie – aber eine gute Chance. Keiner weiß, wie lange noch.
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Tatsächlich ist der hohe Norden im Vergleich zu anderen Reisezielen recht artenarm. Welche Tier- und Vogelarten konnten Sie beobachten?
Klar, hier gibt es wenige Vogelarten zu beobachten. Aber die wenigen sind zum großen Teil „bei uns in Europa“ eben sehr selten zu beobachten oder kommen hier in großen Mengen vor. Auf der Reise konnten wir gut 30 Vogelarten beobachten. Das ist im Vergleich zu einer Reise in Deutschland im Frühjahr sehr wenig. Faszinierend ist, dass auf Spitzbergen nur eine einzige Singvogelart beobachtet werden kann. Dafür ertönt der schöne, zur Landschaft passende, Gesang der Schneeammer allerorten, und man kann den hübschen Vogel ausgiebig bewundern. Fast alle Alkenvögel können beobachtet werden: täglich vom Schiff aus, ganz nah am Vogelfelsen und auf einer Wanderung an die Vogelfelsen heran. Einzigartig ist auch der Ausflug in eine Krabbentaucher-Kolonie: die Nähe zu Tausenden diese possierlichen kleinen Vögel inmitten ihrer Brutfelsen ist ein unvergessliches Erlebnis. Auf Spitzbergen kommen keine Greifvögel vor. Dafür übernehmen Eismöwen und Raubmöwen diesen Part. Ein weiterer besonderer ornithologischer Höhepunkt waren auch zwei Elfenbeinmöwen direkt vor der türkisblauen Gletscherfront. Ein Traum vieler Vogelbeobachter!
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Und sonst? Wale, Robben? Die muss es doch auch geben?
Ja, sicher! Auch andere Tiergruppen haben uns beeindruckende Beobachtungen beschert: keine Stunde nach der Abfahrt in Longyearbyen konnten wir im Eisfjord einen Blauwal beobachten, das größte Säugetier der Welt! Polarfüchse, Rentiere, Zwergwale, Walrosse, Robben, Eisbären! Spitzbergen ist ein Ort der Superlative! Wo in der Welt kann man das noch erleben?
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Eine Reise auf einem Segelschiff unterscheidet sich ja deutlich von einer Standardreise mit Bus und Hotelübernachtung? Wie sieht ein typischer Reisetag auf der Noorderlicht aus?
Auf Spitzbergen ist es im Juni Tag und Nacht hell. Mitternachtssonne. Auch um drei Uhr morgens kann man noch gut fotografieren. Aber man kann auch, sofern man den Rhythmus beibehält, gut schlafen. Hier macht sich die Erfahrung des Kapitäns bemerkbar, der über Nacht fast immer eine still gelegene Bucht ansteuerte. Die Bordglocke hat uns manchmal geweckt und manch einer kam dann direkt aus der Dusche in Badelatschen an Deck gerannt, um einen Eisbär oder einen Polarfuchs zu beobachten. Nach dem Frühstück geht es meist auf Landgang. Das bedeutet Anlegen der Schwimmweste und Umsteigen auf das Zodiac. Wenn alle in der einsamen Bucht angekommen sind, geht es gemeinsam auf Tour. Da auf Spitzbergen immer und überall mit Eisbären gerechnet werden muss, waren wir immer in Begleitung unseres bewaffneten Guides unterwegs. Die Wanderungen sind vielseitig, durch Schnee, Eis, Tundra, Geröll, aber immer spannend. Danach geht es wieder an Bord weiter mit Beobachtungen an Deck. Man fährt ja in Küstennähe und jede Bucht eröffnet andere Aussichten, jeder Berg und jede große Eisscholle kann Überraschungen bringen. Mittagessen, Schifffahrt, abends manchmal ein Vortrag zu einem arktischen Thema, danach ein weiterer Landgang. Zwischendrin blieb immer Zeit für einen kleinen Mittagsschlaf oder zum Aufwärmen. Abends nach dem Abendessen gemütliches Zusammensein, Klön an der Bar bei einem Ijsbjorn-Bier mit erfreulicherweise nicht norwegischen, sondern holländischen Preisen und danach ab in die Koje!
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Manch einer denkt bei einer Schiffsreise mit Bangen an die damit oft verbundenen Komplikationen wie der Seekrankheit. War das ein Thema bei Ihrer Reise?
Größere Beschwerden gab es während unserer Reise keine. Für den Notfall gibt es auch Medikamente an Bord. Tatsächlich ist das Wasser in den Fjorden zumeist sehr ruhig. Nur auf offener See gab es höheren Wellengang, akute Beschwerden hielten sich jedoch in Grenzen. Bei dem Nachmittag mit höherem Wellengang half es sich mal eine oder zwei Stunden in die Koje zu legen, Ingwer zu kauen oder auf den Horizont zu schauen.
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Spitzbergen ist ja schon ein besonderes Reiseziel. Was hat dich auf der Reise am meisten beeindruckt? Was nimmst du von der Reise mit?
Spitzbergen ist vor allem Dingen aufgrund seiner erhabenen und bizarren Landschaften mit ihren spitzen Berggipfeln, einsamen Seen, kleinen Inselchen, ein ganz besonderer Ort. Die landschaftlichen Eindrücke sind wie die biologischen einfach überwältigend. Das hatte ich mir so nicht vorstellen können. Und natürlich vergisst man auch nie den Moment, in dem der erste Eisbär vor einem auftaucht oder der majestätische Blauwal vor dem Schiff bläst! Das nimmt man mit nach Hause und das wird einen ein Leben lang bereichern!
Die Abgeschiedenheit, die Ruhe und Einsamkeit hier im hohen Norden beeindruckt und beruhigt, oder entschleunigt, in besonderem Maße. Dazu kommt die langsame Fahrt des Segelschiffs. Bei Wanderungen haben wir immer wieder bewusst einen Moment der Stille zelebriert: uns ruhig für zehn Minuten an einen schönen Ort gesetzt und einfach die Ruhe und die Landschaft genossen. Daran denke ich oft und gerne zurück!
Mit nach Hause nimmt man auch einen großen Respekt und ein Bewusstsein für die Einzigartigkeit und Verletzlichkeit dieser einmaligen Landschaft.