Vogel des Monats Februar: Zwergsäger

Vogel des Monats Februar: Zwergsäger

 

Der Zwergsäger ist sicher eine der schönsten Enten, die wir in unseren Breiten erleben können. Es ist immer etwas besonderes, wenn wir diesen kleinen Säger irgendwo zwischen seinen Brutgebieten im hohen Norden und seinem westeuropäischen Hauptüberwinterungsgebiet in Westfriesland sehen können.

 

Zwergsäger Deutschland Christoph Moning
Zwergsäger (C. Moning)

Das Brutgebiet der Zwergsäger ist groß, umfasst den borealen Nadelwaldgürtel und reicht von Fenno-Skandinavien ostwärts über Nordrußland nach Sibirien und auf der anderen Seite bis nach Kamschatka. Die nächsten Vorkommen zu uns liegen im nördlichsten Teil Norwegens und in Nordschweden. Die Nordgrenze überschreitet nirgends die arktische Baumgrenze, das wundert nicht, denn die Zwergsäger brüten - für eine Ente erstaunlich - in Baumhöhlen.

 

Der europäische Brutbestand wird auf irgendwo zwischen 1100-2200 Paaren geschätzt. Die russische Population mag 7000 - 15000 Paare betragen.

Man nimmt an, dass der Winterbestand in Europa am und auf dem Ijsselmeer in Holland und in der Szczecinbucht (Stettin) in Polen ungefähr 25.000 Vögel beträgt. Das Dreieck zwischen Wolga und Azovschen Meer beherbergt ungefähr 65.000 Vögel. In England rechnet man mit einem Winterbestand von nicht mehr als 250 Vögeln. Auch bei uns ist der Zwergsäger eine seltene Erscheinung, der nur an wenigen Plätzen in Mitteleuropa regelmäßig und größerer Zahl beobachtet werden kann. Die Niederlande sind für Zwergsägervorkommen im Winter besonders bekannt. Gut 9.000 - 10.000 Zwergsäger verbringen hier am Ijsselmeer in der ehemaligen Nordseebucht, die heute eingepoldert ist, die kalte Jahreszeit. Das sind erstaunliche Zahlen, für die meisten Vogelbeobachter in Mitteleuropa, die höchstens eine Handvoll Zwergsäger pro Winter zu Gesicht bekommen.

Neben dem Ijsselmeer kommen Zwergsäger im Winter auf der Ostsee vor, zeigen einen weiteren Verbreitungsschwerpunkt am Niederhein und an den Ruhrstauseen in Nordrhein-Westfalen und lassen sich regelmäßig auch auf den Voralpenseen - aber in geringer Anzahl - beobachten. Egal, wo sie auftauchen, sind Trupps über 50 Vögel so gut wie nie zu sehen und schon Ansammlungen von mehr als 25 Zwergsäger in einer Gruppe sind selten.

Im Hafenbecken überrascht: Zwergsäger weiblich

Zwergsäger sind nicht nur sehr attraktive Vögel, sondern auch - meistens - leicht zu bestimmen. Die Erpel sind fast völlig weiß mit spärlichen schwarzen Linien und somit nicht zu verwechseln. Die Weibchen ähneln einer kleinen Schellente mit ihrem grauen Körper, weißem Flügelspiegel und rötlichem braunem Kopf, aber der große und auffallende weiße Wangenfleck ist kennzeichnend. Dieses Muster kann aber durchaus zu Verwechslungen mit dem Ohrentaucher führen. Auch Verwechslungen mit der Schwarzkopfruderente sind möglich, aber Zwergsäger sind größer, “stiernackiger” als jeder Lappentaucher und zeigen eine völlig andere Schnabelform als Ruderenten, außerdem fehlt ihnen der horizontale Streifen in der Wange. Jungvögel zeigen einen bräunlichweißem Flügelfleck und zimtbraunem statt schwarzbraunem Zügel (zwischen Auge und Schnabelbasis).

 

Wie schon erwähnt sind Zwergsäger, wie zum Beispiel Gänsesäger oder auch Schellenenten - Höhlenbrüter. Man nimmt an, dass die kleinen Säger erst im zweiten Lebensjahr erfolgreich brüten. Die Brutvorbereitungen können wir schon im Winterquartier beobachten, denn bereits ab Dezember wird intensiv gebalzt und wenn die Säger im März wieder abziehen sind sie fast alle schon verpaart. Das spart Zeit im Brutgebiet und erhöht durch die erprobte Abstimmung und Kooperation während der “Verlobungszeit” den Bruterfolg.

Herr und Frau Zwergsäger auf dem Ijsselmeer

Die Balz der Zwergsäger kann ein sehr aufregendes und temperamentvolles Schauspiel sein. In den Balzgruppen sind gewöhnlich mehrere Männchen um wenige - manchmal auch nur ein - Weibchen bemüht. Die Weibchen werden “in einer Art Schwimmreigen, unter häufigem plötzlichem Kurswechsel, noch lebhafter als bei der Schellente,” (“Handbuch”, Band 3 S. 424) umschwommen. Dabei kommt es zu Drohgesten, Verfolgungsflügen. Das Wasser spritzt, wenn die Erpel aufeinander zu rasen und sich noch tauchend verfolgen. Das Balzverhalten der Geschlechter ist, wie bei anderen Enten auch, streng ritualisiert und macht einen komplizierten - fast “höfischen” -Eindruck.

Die Zwergsägerpaare halten auch bei der Brut noch zusammen, die Sägermänner bleiben, während die Sägerfrau Eier legt oder schon brütet, in der Nähe, lernen aber ihren Nachwuchs nicht kennen, da sie vor dem Schlüpfen der Küken zu ihren Mauserplätzen abziehen.

 

Wie bei einem echten Säger zu erwarten, ernähren sich auch die Zwergsäger von Fischen und anderen Wassertieren -- sind also reine Fleischfresser. Im Winter und Vorfrühling fangen sie vor allem Fische, die proteinreiche Nahrung ist eine gute Vorbereitung für das anstrengende Brutgeschäft. Im Brutgebiet selbst besteht ein großer Anteil der Nahrung aus Insekten, darin unterscheiden sie sich von den großen Verwandten Mittelsäger und Gänsesäger.

 

 

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