Puszta: Wo es Wasser gibt, floriert das Vogelleben!
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Die ungarische Hortobágy-Ebene gehörte ursprünglich zum Flutgebiet des großen Flusses Theiss. Das Gebiet wurde im 19ten Jahrhundert während der Flussregulierungen trockengelegt. So entstand hier die 2200 km2 große Puszta, die größte zusammenhängende Graslandschaft Mitteleuropas. Derzeit betrachtet man die Puszta als ein trockenes Ödland. Es ist aber wenig bekannt, dass mehr als zehn Prozent des Gebietes in Form von Fischteichen, Sümpfen und Feuchtwiesen unter Wasser steht.
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Im Frühling entstehen hier weitere ausgedehnte Wasserflächen, weil sich die Niederschläge in den tieferen Teilen der Ebene sammeln, denn der harte, lehmige Boden lässt das Wasser nicht versickern.
Weil das Naturschutzmanagement im Nationalpark den trockenen Charakter der Puszta förderte, wurden die Frühlingswasser vom Gebiet durch Kanäle und natürliche Wasserwege weggeleitet. Während der letzten extrem trockenen Jahre ist klar geworden, dass die trockene, öde Puszta kaum Nahrung für die Vögel bietet und so verlassen sie das Gebiet.
Im letzten Herbst wurden viele Kanäle und Wasserwege geschlossen. So entstanden weite Wasserflächen auf dem Grasland. Von dieser Situation profitierten schon die Kraniche und Wildgänse im letzten Herbst. Sie nahmen lieber die Feuchtwiesen statt die abgelassenen Fischteiche als Rastplätze an.
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Dank des Zurückhaltens des Wassers können die heimkehrenden Vogelscharen in diesem Frühling ausgedehnte Wasserflächen erwarten. Aber nicht nur die Vögel, die mit dem Wasser direkt verbunden sind, wie Enten-, Reiher-, Seeschwalben- und Limikolenarten, profitieren von der idealen Situation, sondern auch die Steppenarten. Laut der neuesten Forschung bilden Wassertiere wie Frösche, Kröten, junge Ringelnattern, Libellen etc. einen großen Anteil der Nahrung des Rotfußfalken und der Blauracke. Die Knoblauchkröte ist in manchen Jahren eine wichtige Beute für beide Arten.
Die Großtrappen, die in den trockenen Gegenden unseres Landes leben, halten sich gerne in der Nähe ausgedehnter Feuchtgebiete auf, wo ihnen die umliegenden Wiesen mit ihrer höheren Vegetation auch in trockenen Jahren Verstecke und gute Brutplätze bieten.
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Die Bienenfresser ziehen während des Frühlings- und Herbstzuges an den Feuchtgebieten entlang. Das Blaukehlchen und die Wiesenschafstelze profitieren ebenfalls erheblich von der Wasserretention. Auch der hochspezialisierte Löffler ist auf die seichten Feuchtbiotope angewiesen.
Momentan gibt es einen großen Paradigmenwechsel in unserer Naturschutz-Strategie, wir wollen in der Hortobágy nicht nur die kurzgrasige Puszta bewahren, sondern auch die ursprünglichen Wasserlandschaften, die das Gebiet jahrtausendelang charakterisierten.
János Világosy, Debrecen, Ungarn