Pinguine: Im Frack das Leben feiern
Erfahren Sie alles über diesen lebensfrohen Zeitgenossen und lernen Sie einige Pinguinarten voneinander in einem Quiz zu unterscheiden!
Pinguine, Flieger der Tiefsee: Anders als ihre gefiederten Verwandten, die die Lüfte beherrschen, meistern Pinguine die Kunst des Tiefseetauchens. Mit 500 Metern halten Kaiserpinguine den Rekord für die längsten und tiefsten Tauchgänge aller Vögel. Auch überraschen Pinguine mit ihrem Brutverhalten. In riesigen Kolonien trotzen viele von ihnen der rauen Eiswelt der Antarktis. Hier erfahren Sie alles über diese wahrhaften Lebenskünstler und auch wie es ist, ihnen hautnah zu begegnen.
4 unerwartete Fakten über Pinguine
10.000 Mal schlafen am Tag
Zügelpinguine (Pygoscelis antarcticus) stehen vor der großen Herausforderung, ausreichend Schlaf zu finden, trotz der ständigen Bedrohungen durch Raubmöwen und Belästigungen durch aggressive Artgenossen. Um diesen Schwierigkeiten zu begegnen, haben sie eine bemerkenswerte Schlafstrategie entwickelt: Sie verteilen ihren Schlaf auf etwa 10.000 Mikroschlafphasen über den gesamten Tag, wobei jede Phase durchschnittlich nur vier Sekunden dauert. Trotz der kurzen Dauer jeder Schlafphase erreichen die Pinguine insgesamt über 11 Stunden Schlaf pro Tag. Bemerkenswert ist, dass Pinguine, die am Rand ihrer Kolonie brüten, einen tieferen und weniger gestörten Schlaf finden als ihre Artgenossen im Zentrum der Kolonie.
Dünger für's Eis
Pinguine spielen eine wichtige Rolle in der Biodiversität der Antarktis, indem sie marine Nährstoffe an Land bringen. Der Stickstoff in ihrem Kot und andere Nährstoffe, werden von den Pinguinen aus dem Meer aufgenommen und dann auf dem Festland ausgeschieden. Diese nährstoffreichen Ausscheidungen wirken wie Dünger, der die lokale Vegetation und das Insektenleben anregt. Der Wind trägt den Stickstoff dann kilometerweit über die ursprünglichen Ablageorte hinaus, was die Vegetation und die Insektenpopulationen auch in Gebieten fördert, in denen Pinguine niemals physisch präsent sind. Die Größe der Pinguin-Kolonie verstärkt diesen Effekt zusätzlich.
Fastende Väter, fressende Mütter: Pinguin-Rollenbilder
Kaiserpinguine bieten ein skurriles Bild von Geschlechterrollen in der Natur. Während der Brutzeit opfert das Männchen seine Figur und fastet, verliert dabei bis zu ein Drittel seines Körpergewichts. Die Weibchen hingegen haben es sich zur Aufgabe gemacht, sich den Bauch mit bis zu 3,5 Kilo vorverdautem Fisch vollzuschlagen. So wird aus dem braven Brutfürsorge-Papa ein magerer Kerl, während Mama Pinguin als wandelnder Fischspeicher zurückkehrt.
Nester aus Kieselsteinen
In den frostigen Weiten der Antarktis, wo kaum anderes Baumaterial zur Verfügung steht, sind die Zügel-, Adelie- und Eselspinguine wahre Meister im Nestbau mit dem, was sie finden: kleinen Steinen. Die steinernen Bauwerke dienen dazu, die Eier sicher und trocken über dem feuchten und kalten Untergrund zu halten. Die Steine werden sorgfältig ausgewählt und oft zwischen den Partnern als Zeichen von Zuneigung ausgetauscht.
Anatomie und Anpassungen
Pinguine haben einen stromlinienförmigen Körperbau, der sie zu hervorragenden Schwimmern und Tauchern macht. Ihre Flügel haben sich zu Flossen entwickelt, die ihnen ermöglichen, durch das Wasser zu "fliegen". Eine dicke Fettschicht und ein dichtes Gefieder schützen sie vor der eisigen Kälte ihrer Lebensräume. Im Gegensatz zu fliegenden Vögeln haben Pinguine schwere Knochen, die ihnen helfen, unter Wasser zu tauchen und tiefen Tauchgängen standzuhalten.
Schwimmtechnik
Pinguine sind perfekt an das Leben im Wasser angepasst. Ihre Flügel haben sich zu Flossen entwickelt, die für Antrieb und Auftrieb beim Schwimmen und Tauchen sorgen. Mit ihrem torpedoförmigen Körper erreichen sie Geschwindigkeiten von bis zu 25 Stundenkilometern. Ihre schweren Knochen reduzieren den Auftrieb, sodass Kaiserpinguine in Tiefen bis zu 500 Metern auf Beutefang gehen können. Ihr schwarz-weißes Federkleid bietet Tarnung: Dunkel nach oben als Schutz vor Feinden und hell nach unten zur Tarnung bei der Jagd. Ihre Augen sind besonders empfindlich im blaugrünen Farbbereich, was ihnen hilft, im Wasser zu sehen und zu jagen.
Lebensraum und Verbreitung
Pinguine leben ausschließlich auf der Südhalbkugel. Ihre Lebensräume erstrecken sich von der Antarktis über subantarktische Inseln bis zu den Küsten Südamerikas, Afrikas und Australiens. Keine Pinguinart lebt am Nordpol. Der Klimawandel bedroht jedoch viele ihrer Lebensräume, was den Fortbestand mehrerer Arten gefährdet.
Fortpflanzung und Brutverhalten
Viele Pinguinarten sind monogam und bilden oft lebenslange Paarbindungen. Sie kehren jährlich zu ihren Brutkolonien zurück, wo sie ihre Nester bauen und ihre Jungen großziehen. Besonders eindrucksvoll ist die Brutpflege der Kaiserpinguine. Kaiserpinguine wandern bis zu 200 Kilometer landeinwärts zu ihren Brutplätzen auf nicht schmelzendem Eis im antarktischen Sommer. Die Paarungszeit startet im April, gefolgt von der Brut im antarktischen Winter ohne den Bau von Nestern. Stattdessen bilden die Pinguine dichte Kolonien, in denen sie sich regelmäßig umpositionieren, um sich vor dem kalten Wind zu schützen. Die Weibchen legen ein einzelnes bis zu 450 Gramm schweres Ei und kehren danach ins Meer zurück, um Fischvorrat zu fangen, während die Männchen das Ei auf ihren Füßen mit ihrem Bauch wärmen und nach etwa 64 Tagen die Küken schlüpfen. Die Männchen füttern die Küken zunächst mit einer milchigen Substanz und verlieren dabei ein Drittel ihres Gewichts. Sobald die Weibchen mit ca. drei Kilo vorverdautem Fisch zurückkehren, übernehmen sie zunächst die Fütterung der Küken. Der Wechsel zwischen den Eltern erfolgt in Sekunden, um die Küken vor der Kälte zu schützen. Viele Küken sterben während dieser Wechsel. Ab jetzt wechseln sich die Alttiere mit der Fütterung ab. Sobald die Küken flügge sind, schließen sie sich in Gruppen zusammen, um Wärme zu teilen, bis sie schließlich das Federkleid der Erwachsenen erhalten und die Kolonie verlassen, um drei bis sechs Jahre später zurückzukehren und den Zyklus fortzusetzen.
Ernährung und Jagdtechniken
Pinguine ernähren sich hauptsächlich von Fischen, Krill und Tintenfischen. Adéliepinguine zum Beispiel sind äußerst effiziente Jäger. Während ihrer Jagdausflüge können sie Geschwindigkeiten von bis zu 15 km/h erreichen und tauchen bis zu 180 Meter tief. Sie können bis zu 1.200 Krill pro Tag fressen, was etwa 300 Stück pro Stunde oder fünf Stück pro Sekunde entspricht. Ihre scharfen Schnäbel und stacheligen Zungen helfen ihnen, die Beute festzuhalten und schnell zu verschlingen.
Wie halten sich Pinguine warm?
Eine zentrale Rolle spielt ihre anatomische Ausstattung. Unter ihrer Haut befindet sich eine ein bis zwei Zentimeter dicke Fettschicht, die wie eine isolierende Schicht wirkt und sie vor der eisigen Kälte schützt. Darüber hinaus tragen sie ein dichtes Federkleid, das aus mehreren Schichten besteht und wie eine „Thermo-Unterwäsche“ funktioniert. Die Federspitzen liegen wie Dachziegel übereinander und bilden so eine wasserdichte und winddichte Barriere.
Um ihr Gefieder zusätzlich wasserdicht zu machen, ölen Pinguine es regelmäßig mit Fett aus einer speziellen Drüse an ihrer Schwanzbasis ein. Diese Fettschicht hilft nicht nur, das Wasser abzuhalten, sondern bietet auch eine zusätzliche Isolierung. Pinguine haben eine bemerkenswert hohe Körpertemperatur von etwa 39 Grad Celsius, was sie warm hält, selbst wenn die Umgebungstemperaturen weit unter den Gefrierpunkt fallen. Besonders die größeren Arten wie Kaiser- und Königspinguine profitieren von ihrer Größe, da sie mehr Wärme speichern können.
Pinguine können die Durchblutung ihrer Füße so regulieren, dass diese nur ein bis zwei Grad warm sind. Dies verhindert, dass die Füße das Eis unter ihnen schmelzen und sie darauf festfrieren. Wenn sie an Land stehen, berühren ihre Füße den Boden nur minimal, und die Schwanzfedern bieten zusätzliche Stütze und Isolation.
In stürmischen und kalten Zeiten nutzen Pinguine auch soziale Strategien, um sich warm zu halten. Sie stehen dicht beieinander, wobei sich die Tiere im Inneren der Gruppe aufwärmen, während die am Rand stehenden Pinguine die kälteren Bedingungen aushalten. Nach einer Weile tauschen sie die Positionen, sodass die aufgeheizten Pinguine an den Rand wandern und die kälteren Tiere ins wärmere Innere gelangen.
Bedrohungen und Schutzmaßnahmen
Pinguine stehen vor zahlreichen Bedrohungen, darunter Klimawandel, Überfischung, Umweltverschmutzung und Verlust ihres Lebensraums. Seeleoparden und Schwertwale sind ihre Hauptfeinde im Wasser, während sie an Land größtenteils sicher sind, abgesehen von Raubmöwen. Früher waren Menschen die größten Bedrohungen für Pinguine. Seeleute nutzten das fetthaltige Fleisch als Proviant und Heizmaterial, und Walfänger kochten Öl aus den fetthaltigen Vögeln. Heute gibt es mehrere Initiativen, die Pinguine schützen:
Antarctic Treaty System: Ein internationaler Vertrag, der den Schutz der antarktischen Umwelt und die Erhaltung der lebenden Ressourcen fördert. Durch strenge Regelungen wird der menschliche Einfluss minimiert und die Pinguinpopulationen geschützt.
BirdLife International's Marine Programme: Diese Initiative identifiziert und schützt wichtige Meeresgebiete, die für das Überleben der Pinguine entscheidend sind. Durch die Reduzierung von Fischereiaktivitäten in diesen Gebieten wird sichergestellt, dass Pinguine genug Nahrung finden.
Pinguine: Im Wasser Akrobaten, an Land Stolperkünstler?
Dieses Video zeigt, das Pinguine an Land auch gerne mal stolpern
Pinguinarten
Hier eine Liste von 7 der 18 verschiedenen Pinguinarten. Im unten folgenden Quiz können Sie dann Ihr Wissen auf die Probe stellen.
Magellanpinguin (Spheniscus magellanicus):
Unterscheidung: Magellanpinguine haben eine weiße Unterseite mit vereinzelten schwarzen Flecken. Ein markanter weißer Streifen beginnt an der Kehle und verläuft in einem geschwungenen Bogen über den Hals, hinter den Wangen und bis zur Schnabelwurzel, wo er in einen Überaugenstreif übergeht.
Besonderer Fakt: Magellanpinguine zeigen eine bemerkenswerte Paarbindung, die durch gegenseitige Gefiederpflege gestärkt wird. Nach dem Schlüpfen wechseln sich die Eltern täglich beim Hudern der Jungen ab, wobei sie jeweils morgens auf Nahrungssuche gehen und später am Tag zurückkehren, um die Jungen zu füttern.
Goldschopfpinguin (Eudyptes chrysolophus):
Unterscheidung: Goldschopfpinguine sind leicht zu erkennen an ihren auffälligen gelben Federbüscheln, die von ihren Augen nach hinten über den Kopf verlaufen.
Besonderer Fakt: Diese Pinguine sind bekannt für ihre Fähigkeit, extrem steile und felsige Küsten zu erklimmen, um ihre Nistplätze zu erreichen.
Königspinguin (Aptenodytes patagonicus):
Unterscheidung: Königspinguine und Kaiserpinguine sind nicht identisch, obwohl sie sich im Farbmuster teilweise ähneln. Königspinguine haben eine auffällige orange-gelbe Färbung an ihrem Hals und ihrem Kinn. Die Farben leuchten stärker als beim Kaiserpinguin und ziehen sich bis zur Brust. Sie werden nur ca. 90 cm groß. Ein besonders auffälliger Unterschied zeigt sich bei den Küken: Königspinguinküken sind braun, im Gegensatz zu den grau-weiß-schwarzen Küken der Kaiserpinguine. Dieses markante Erscheinungsbild führte dazu, dass frühe Forscher sie für eine andere Art hielten.
Besonderer Fakt: Königspinguine legen nur ein Ei, das in einer speziellen Hautfalte und nicht in einem Nest bebrütet wird. Alle zwei Wochen in etwa wechseln sich das Männchen und das Weibchen ab. Die Brutzeit dauert mit 55 Tagen relativ lange.
Kaiserpinguin (Aptenodytes forsteri):
Unterscheidung: Kaiserpinguine haben markante gelbe bis orangefarbene Flecken an den Ohren und einen längeren, geraden Schnabel. Sie sind die größten Pinguine, werden bis zu 1,20 Meter groß und wiegen bis zu 40 Kilogramm. Ihre Küken sind grau-weiß-schwarz, was sie von den braunen Küken der Königspinguine unterscheidet.
Besonderer Fakt: Kaiserpinguine brüten direkt auf dem Eis, und das Männchen übernimmt die Brutpflege, indem es das Ei auf seinen Füßen unter einer Hautfalte warmhält. Während der Brutzeit verliert er bis zu einem Drittel seines Gewichts.
Adeliepinguin (Pygoscelis adeliae):
Unterscheidung: Adeliepinguine haben einen markanten weißen Augenring und sind insgesamt schwarz und weiß gefärbt.
Besonderer Fakt: Adeliepinguine bauen ihre Nester aus Kieselsteinen und sind für ihre erstaunlichen Wanderungen auf der Suche nach Nahrung bekannt.
Zügelpinguin (Eudyptes chrysocome):
Unterscheidung: Zügelpinguine haben einen charakteristischen schwarzen Streifen, der sich von einem Auge zum anderen über den Kopf erstreckt und somit an einen Zügel erinnert.
Besonderer Fakt: Zügelpinguine können in Kolonien brüten, die über 400.000 Pinguine umfassen. Dies macht sie zu einem der beeindruckendsten Beispiele für soziales Verhalten im Tierreich.
Eselspinguin (Pygoscelis papua):
Unterscheidung:Eselspinguine haben einen markanten, häufig dreieckigen weißen Fleck oberhalb des Auges. Die Kehle und der Kopf sind ansonsten schwarz. Ihr Schnabel ist an den Seiten auffällig orange-rot
Besonderer Fakt: Eselspinguine sind die schnellsten Schwimmer unter den Pinguinen und können bei der Jagd auf Nahrung hohe Geschwindigkeiten (um die 27km/h) erreichen.
Pinguinquiz: Testen Sie Ihr Wissen!
Erkennen Sie, um welche 6 Pinguinarten es sich hier handelt?
Wählen Sie jeweils eine von 4 Antworten unter dem Bild. Weiter oben finden Sie Beschreibungen der 6 gefragten Pinguinarten.
Wie ist es den Pinguinen in ihrem natürlichen Lebensraum zu begegnen?
Pinguine sind also wahrhaftige Überlebenskünstler im Eis, die sich perfekt an die extremen Bedingungen der Antarktis angepasst haben.
Aber wie ist es wohl, diesen erstaunlichen Vögeln live zu begegnen? Unsere Head of Marketing, Elisa Stoll, hatte das Glück, sie im Dezember 2023 selbst hautnah zu erleben. Hier ist, was sie über diese einzigartige Begegnung berichtet:
„Eines der wunderschönen Dinge an einer Antarktisreise sind eindeutig die Pinguine. Vor allem die Adeliepinguine haben es mir angetan. Mit ihrem kurzen Hals und den strahlend blauen Augen haben sie etwas Freches an sich, so als würden sie ständig planen, den gutmütigen Eselspinguinen einen besonders schönen Stein aus dem frisch gebauten Nest zu klauen. Die Eselspinguine sind dagegen einfach süß. Anders kann man es nicht sagen. Die besonders mutigen und neugierigen kommen bis auf ein paar Zentimeter an mich herangewatschelt, sodass ich richtig schöne Nahaufnahmen mit meiner Kamera machen kann. Wenn man ein bisschen Zeit hat, würde ich auf jeden Fall empfehlen, an einer der Pinguin-Autobahnen (ausgetretene Wege zwischen den Kolonien) zu verweilen, um die Eselspinguine zu beobachten. Ich höre noch immer die kleinen Patsch-Schrittchen im Schnee, wenn ich daran zurückdenke. Von der dritten Art, den Zügelpinguinen, habe ich besonders schöne Bilder im Schneegestöber gemacht, wie sie sich gegenseitig gewärmt haben. Doch das Eindrücklichste bleibt meine Beobachtung an einer der vielen Inseln. Dort konnten wir die Eselspinguine vom Zodiac aus im glasklaren Wasser unter uns schwimmen sehen. Die kleinen, kompakten Vögel sind schwimmend erstaunlich flink und wendig. Um schneller voranzukommen, springen sie wie Delfine immer kurz aus dem Wasser, was absolut cool aussieht. Doch sobald sie zurück an Land gehen, ist die Eleganz dahin. Wie sie manchmal zwei bis drei Anläufe brauchen, um überhaupt wieder sicheren Boden unter sich zu bekommen, lässt einen die kleinen Kerlchen einfach ins Herz schließen.“
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