Möwenangriff auf die Pommes? Anstarren!

Möwenangriff auf die Pommes? Anstarren!

 

Wenn man Möwen anstarrt, ist es weniger wahrscheinlich, dass sie den Menschen das Essen stehlen. Verblüffend? Probieren Sie es jetzt im Urlaub aus!

So geht praxisnahe Forschung auch: Forscher der Universität von Exeter stellten eine Tüte Chips auf den Boden und testeten, wie lange es dauert, bis sich die Silbermöwen näherten, wenn ein Mensch sie offensichtlich beobachtet. Im Vergleich maßen sie auch die Zeit, wenn der Mensch wegschaut. Im Durchschnitt brauchten Möwen 21 Sekunden länger, um sich dem Futter zu nähern, während ein Mensch sie anstarrte.

Die Forscher versuchten, 74 Möwen zu testen, aber die meisten flogen davon oder näherten sich nicht - nur 27 näherten sich dem Futter und 19 absolvierten sowohl den "Anschauen" - als auch den "Wegsehen"-Test. Die Ergebnisse konzentrieren sich auf diese 19 Möwen.

"Möwen werden oft als aggressiv und als Räuber angesehen, die darauf warten, den Menschen Essen zu stehlen. Daher war es interessant festzustellen, dass die meisten bei unseren Tests nicht einmal in die Nähe kamen", sagt die Hauptautorin Madeleine Goumas vom Zentrum für Ökologie und Naturschutz in Exeter's Penryn Campus in Cornwall.

 

"Die Möwen, die sich näherten, zögerten, als sie beobachtet wurden, und brauchten mehr Zeit. Einige berührten das Essen überhaupt nicht, und wieder andere schienen nicht zu beachten, dass ein Mensch sie anstarrte.”

 

 

Die Ornithologen untersuchten nicht, warum einzelne Möwen so unterschiedlich sind, mutmaßen aber, dass es an Unterschieden in der Persönlichkeit liegen könnte. Einige Möwen haben möglicherweise positive Erfahrungen damit gemacht, in der Vergangenheit von Menschen gefüttert zu werden. “Einige sehr mutige Möwen ruinieren offensichtlich den Ruf der ganzen Sippe.” Seniorautor Dr. Neeltje Boogert fügt hinzu: "Möwen lernen sehr schnell, und wenn sie es schaffen, Nahrung von Menschen zu bekommen, werden sie nach mehr Ausschau halten.“

Die Studie fand in Küstenstädten in Cornwall statt. Die Forscher raten Strandbesuchern, sich umzusehen und auf Möwen zu achten, die sich nähern. Sie scheinen oft Nahrung von hinten zu nehmen und überraschen die Menschen. Die Bestände der britischen Silbermöwen sind rückläufig, obwohl die Zahl in städtischen Gebieten steigt. Möwen in diesen Gebieten werden oft als störend empfunden, auch weil sie sich als Räuber von Essensresten betätigen oder sogar Menschen durch Überraschungsangriffe Nahrung entreißen.

Die Studie, so die Forscher, zeige, dass eine Problemlösung in einer Verhaltensänderung der Menschen liegen könnte. Nicht alle Möwen sind Nahrungsdiebe. Im Gegenteil: Die meisten Möwen sind vorsichtig und nähern sich Menschen nicht. Das Entreißen von Lebensmitteln durch die wenigen mutigen Möwen ließe sich reduzieren, indem die Menschen ihr eigenes Verhalten ändern und Achtsamkeit zeigen. Im Falle der Fälle sollte man also die Möwen intensiv anschauen.

Die natürliche Ernährung von Silbermöwen besteht aus Fischen und wirbellosen Tieren, und die Forscher werden als nächstes untersuchen, wie sich das Essen menschlicher Nahrung langfristig auf die Möwen und ihre Küken auswirkt.

 

Von Thomas Griesohn-Pflieger

 

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