Interview mit Matthias von den Steinen

Als erfahrener Reiseleiter bei birdingtours führt Matthias viele Reisen zu unterschiedlichsten, anspruchsvollen Vogelbeobachtungsgebieten weltweit. Erfahren Sie mehr über den vielseitigen und passionierten Reiseleiter sowie die Besonderheiten der Reise nach Mallorca und und erhalten Sie spannende Einblicke in aktuelle Vogelschutzprojekte in Kolumbien, die Matthias auf seiner kürzlichen Reise hautnah miterlebt hat.

Matthias, was begeistert dich am meisten am Birden?

Es ist eine wunderschöne Art, den Alltagsstress hinter sich zu lassen: Früh morgens rauszugehen, die Stimmung des jungen Tages auf sich wirken zu lassen, den Stimmen der Vögel zu lauschen und so die anwesenden Vogelarten wahrzunehmen. Oder in einem Feuchtgebiet die Vögel mit dem Spektiv zu scannen und dann die Freude, eine Seltenheit darunter zu entdecken.

Wie bist du eigentlich als Diplommathematiker zur Vogelbeobachtung gekommen?

Dies verdanke ich meinen Eltern, die an Wochenenden viel mit mir gewandert sind. Vor allem mein Vater hat mir schon sehr früh die heimischen Pflanzen und Vögel gezeigt, mir über ihre Lebensweise berichtet und so meine Liebe zur Natur geweckt.

Was motiviert dich, als Reiseleiter zu arbeiten?

Zum einen möchte ich meine Begeisterung mit anderen Menschen teilen und mein Wissen weitergeben. Je mehr man über die Zusammenhänge erfährt, desto mehr liebt man die Wunder, die es überall zu entdecken gibt. Vor allem bei Fernreisen kommt noch ein weiterer Aspekt hinzu: Ohne Ökotourismus würden viele einzigartige Gebiete unwiederbringlich zerstört. Indem wir diese besuchen und so auf deren Einzigartigkeit hinweisen, tragen wir wesentlich zu ihrem Erhalt bei.

Du übernimmst die Reiseleitung für unsere beliebte Vogelbeobachtungsreise nach Mallorca. Warst du schon einmal auf der Insel? Was fasziniert dich persönlich an Mallorca?

Mallorca habe ich vor vielen Jahren bei einer Reise mit meiner Frau lieben gelernt. Es ist unheimlich vielfältig. Sobald man vom Flughafen nach Nordosten fährt, lässt man den Touristenstrom hinter sich. Vor allem im Gebirge im Norden gibt es einsame Gebirgslandschaften, über denen ich die Mönchsgeier kreisen sehen durfte. Es gibt uralte Klöster mit knorrigen Olivenbäumen. Und dann natürlich die Albufera, ein Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung als Brut- und Rastgebiet, geschützt durch die Ramsar-Konvention. Es gibt hier viele Beobachtungshütten, die sehr gute Möglichkeiten zur Vogelfotografie bieten. Bei jedem Besuch kann man hier neue tolle Beobachtungen machen.

Gibt es bestimmte Vogelarten, auf die du dich bei der Reise im Herbst besonders freust? Vielleicht sogar seltene Arten, die nur in dieser Jahreszeit zu sehen sind?

Ja, ich freue mich besonders auf die Eleonorenfalken. Diese brüten sehr spät im Jahr, wenn viele Singvögel beim Herbstzug die Insel bei ihrer Reise über das Mittelmeer passieren. Es macht unheimlich Spaß, sie bei ihren eleganten Jagdflügen zu beobachten.

Wie anspruchsvoll ist die Reise? Welche Kondition sollten die Teilnehmer mitbringen, um die Tour in vollen Zügen genießen zu können?

Es ist keine große Kondition erforderlich. Wir werden die Insel mit dem Reisebus und dem Boot erkunden und kleine Wanderungen auf ebenen Wegen unternehmen.

Was macht die Vogelbeobachtung auf Mallorca im Herbst so besonders? Ist es vielleicht auch eine Art, den Sommer ein bisschen zu verlängern?

Auf jeden Fall! Wenn in Deutschland die ersten Herbststürme einsetzen, ist es auf Mallorca angenehm warm. Wer gerne schwimmt, sollte unbedingt Badesachen mitbringen, da das Hotel direkt am Strand liegt.

Du bist gerade von einer Reise nach Kolumbien zurückgekehrt, bei der du mehrere Schutzgebiete besucht hast. In einem der Gebiete setzen sich Vogelschützer für den Erhalt einer sehr seltenen Vogelart ein. Kannst du uns mehr über dieses Schutzprojekt erzählen?

Luis, der Gründer unseres kolumbianischen Partnerunternehmens, hat mich eingeladen. Er hat aus eigenem Antrieb ein Schutzgebiet für den gefährdeten Harpyienadler gegründet, setzt die mit den Reisen erwirtschafteten Gelder zum Ankauf wertvoller Flächen und zur Wiederaufforstung ein. Darüber hinaus engagiert er sich sozial in der angrenzenden Gemeinde und arbeitet mit den Kindern des Dorfes. Es war ihm ein Herzensanliegen, mir dieses Schutzgebiet und seine Arbeit vorzustellen. Auf dem Weg dorthin haben wir ein weiteres Schutzgebiet besucht, wo die vom Aussterben bedrohten Cundinamarca Antpittas und ihr Lebensraum, ein artenreicher Nebelwald, geschützt werden. Hier ist das Foto von mir neben der Infotafel entstanden und ich bin überzeugt, auch hier durch den Besuch zur Erhaltung solcher Lebensräume beizutragen.

Unser übernächstes birdingtours-Webinar wird sich genau um diese Reise nach Kolumbien drehen. Was ist dir bei dieser Kolumbienreise besonders in Erinnerung geblieben? Und worauf dürfen wir uns im kommenden Webinar freuen?

Mich haben die vielen äußerst hilfsbereiten und sehr engagierten Menschen dort beeindruckt! Kolumbien ist ein sehr vielfältiges Land: Vom Amazonasbecken im Osten über die Hochlagen der Anden bis zur Pazifikküste im Westen und der Karibik im Norden beherbergt es viele verschiedene Kulturen und ca. 1800 Vogelarten, mehr als jedes andere Land der Erde! Ich habe es drei Wochen lang bereist und möchte einen kleinen Einblick in dieses wunderschöne Land geben und werde versuchen, Fragen zu diesem Land zu beantworten. Im kommenden Januar bieten wir eine Reise in das Amazonasgebiet an, welches hier im Gegensatz zu entsprechenden Gebieten in angrenzenden Ländern noch weitgehend intakt ist. In einem Jahr wollen wir dann Reisen in die Andenregion und in den Süden des Landes anbieten.

Vielen Dank fürs Lesen. Birdingtours bedankt sich auch herzlich für das schöne Interview mit Matthias!