Mariskensänger: Ein Gast aus dem Mittelmeerraum
Mariskensänger

Mariskensänger: Ein Gast aus dem Mittelmeerraum

Im Frühling von 2021 überrascht Vogelwelt der Hortobágy Puszta mit einem Rekord! Der Mariskensänger erschien in einer Rekordanzahl im Schilfgürtel der Fischteiche. Der kleine Rohrsänger  ist ein regelmäßiger Brutvogel in Ungarn. Die größten Bestände  befinden sich in den Feuchtgebieten des Hortobágy-Nationalparks, am Theiss- und auch auf unserer Reise an den Neusiedler See steht er auf der Artenliste. Diese Art erreicht seine nordwestliche Verbreitungsgrenze bei uns. Aus Ungarn berichtet unser birdingtours Reiseleiter János Világosy.

Der Mariskensänger ist ein Kurzstreckenzieher und verbringt den Winter im Mittelmeerraum. Schon im März kommt er zurück in die Feuchtgebiete der Puszta. Er präferiert alte Rohrkolbenbestände im Röhricht. In diesem Jahr können wir aber viele singende Männchen auch in den Schilfbeständen beobachten. Sie scheinen auch in dieser suboptimalen Vegetation Reviere zu halten.

 

Mariskensänger, Ungarn, April , Gabor Kovacs
Mariskensänger, Gabor Kovacs
Mariskensänger (Frank Philip Groehl/naturgucker.de)

Seit Ende der 1990-er Jahre nimmt bei uns der Brutbestand dieser Rohrsängerart zu. Da er eine südliche Vogelart ist, profitiert er vermutlich von der Klimaerwärmung. Wir erfahren hier ständige Bestandszunahme auch bei anderen wärmeliebenden Vogelarten, wie bei Blauracke, Bienenfresser und Wiedehopf. 

Der Ausfall der Schilfmahd in den Feuchtgebieten des Nationalparks fördert auch diesen Rohrsänger. Einst war die Region Hortobágy ein wichtiger Schilfexporteur und hier wurde Schilfrohr im großen Maßstab geerntet. Durch die Schilfernte wurden die Rohrkolbenbestände zurückgedrängt, da sie den Schnitt nicht gut vertragen. So waren damals diese Biotope für den Mariskensänger kaum geeignet. Das seltene Kleine Sumpfhuhn bevorzugt auch diesen Brutbiotop und wurde durch die Schilfmahd seltener. Nach der politischen Wende in Ungarn ist die Schilfwirtschaft langsam zurückgegangen. Jetzt wird viel weniger Schilf gemäht und es bleibt viel mehr alte Vegetation stehen, in der diese Arten geeignete Brutplätze finden können.

 

Mariskensänger, Mallorca, Volker Sthamer
Mariskensänger (Volker Sthamer)

Meiner Erfahrung nach können im kalten Frühling plötzlich einzelne Arten in größerer Anzahl in bestimmten Gebieten auftreten. Wenn der Frühling kalt ist, wie in diesem Jahr, beenden sie ihren Zug südlich ihres Brutgebietes. Sie nehmen dort auch suboptimale Biotope zur Brut an. Die Jungvögel, die dort ausfliegen, werden ortstreu und brüten später an ihrem Geburtsort. Solche Jahre können die Bestände einzelner Arten in bestimmten Gebieten gut vermehren. 

Mariskensänger, Ungarn, April , Gabor Kovacs
Mariskensänger, Gabor Kovacs
Mariskensänger, Mallorca, Volker Sthamer
Mariskensänger (Volker Sthamer)

Ende März, Anfangs April singen schon die Männchen ihre charakteristischen Gesänge, wobei man diese heimlich lebenden Rohrsänger am besten beobachten kann. In  der zweiten Hälfte Mai singen sie wieder, dann beginnt ihre zweite Brutphase.

 

birdingtours Reiseleiter Janos Vilagosi
birdingtours-Reiseleiter Janos Vilagosi

 

Für alle die meine Erzählung neugierig gemacht hat:

Kommt doch einfach mit nach Ungarn auf unsere Vogelbeobachtungsreise an den Neusiedler See und beobachtet selbst!

János Világosy, Debrecen

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