Der Schuhschnabel - Ugandas Urzeitvogel
Am frühen Morgen beim Frühstück im Hotel in Entebbe herrscht bei den birdingtours-Gästen freudige Spannung. Auf dem Programm unserer Ugandareise steht der Mabamba Sumpf – Heimat des legendären Schuhschnabels. Ich werde mit Fragen bombardiert: wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir ihn sehen? Auf welche Entfernung? Ist er sehr scheu?…
Seit meiner Kindheit in Mosambik und dann während der vielen weiteren Jahre, die ich in Afrika lebte, habe ich viel Zeit mit der Vogelbeobachtung verbracht. Dabei hat mich ein Vogel immer wieder aufs Neue fasziniert – der Schuhschnabel! Er ist ein ganz besonderes Highlight auf den birdingtours-Reisen nach Uganda.
Der prähistorisch anmutende Schuhschnabel beeindruckt durch seine Gestalt und seinen übergroßen schuhförmigen Schnabel der auch Namensgeber für seinen zweiten Namen Abu Markub, auf Arabisch „Vater des Schuhs“ ist.
Dann geht es los, mit einem Holzboot kreuzen wir einen Seitenarm des Viktoriasees bis wir den Mabamba-Sumpf erreichten. Hier steigen wir in kleine Pirogen ähnliche Boote um, mit den es möglich ist in die engen Kanäle hineinzufahren.
Der Schuhschnabel und seine Fangstrategie
An den Kanalrändern beobachteten wir Blaustirn-Blatthühnchen, Seiden- und Rallenreiher, Riedscharben, Haubenzwergfischer und viele andere Vögel. Und dann haben wir ihn im Fernglas, den Schuhschnabel! In der flachen, mit Wasserfarn bewachsenen Uferzone entdecken wir ihn, wie er bewegungslos auf Beute lauert. Dann geht es ganz schnell, mit einem Stoß packte er seinen Fang, wir erkennen ihn als Lungenfisch. Und wie es zu Schuhschnabels Tischmanieren gehört, wird die Beute vor dem Verschlingen mit den sehr scharfen Schnabelrändern geköpft.
Der Schuhschnabel bevorzugt flache sauerstoffarme Gewässer, da hier die Fische öfters an die Oberfläche kommen müssen und ihm so das Jagen erleichtert wird.
Ist der Schuhschnabel bedroht von der Jagd?
In der Vergangenheit wurde der Schuhschnabel von den einheimischen Fischern als Konkurrent gesehen und bejagt. Als diese jedoch merkten, dass Touristen Interesse an den Vogel haben und mehr Geld mit Führungen als mit der Fischerei zu verdienen ist, wurde die Jagd stark reduziert. In den Mabamba und umliegenden Sümpfen leben wieder etwa 19 Schuhschnabel Brutpaare und der Bestand erholt sich weiter. Dieses Beispiel hat Schule gemacht: Auch in anderen Sumpfgebieten des Landes – am Weißen Nil im Murchison National Park, im Lugogo Sumpf oder in Ziwa – erholen sich die Bestände. In ganz Uganda soll es wieder um die tausend Vögel geben.
Während wir den Schuhschnabel beobachten, fliegt ein zweiter vorbei, ein Jungvogel der mit lauten Geschrei um Futter bettelt. Eine wunderbare, beeindruckende Beobachtung!
Der Schuhschnabel - ein treuer Partner
Der Schuhschnabel lebt monogam. Er brütet jährlich zu Anfang der Trockenzeit und ist während dieser Zeit sehr territorial. Das Nest wir versteckt auf dem Boden im Schilf gebaut und ist etwa einen Quadratmeter groß. Das Weibchen legt zwei bis drei Eier, wovon meistens alle Küken schlüpfen. Letzlich wächst aber nur eines heran und wird flügge, da der Stärkste im Nest die anderen beiden verdrängt. Die Brutzeit beträgt 30 Tage und 125 Tage dauert es bis zur Unabhängigkeit. Beide Eltern füttern die Jungen drei- bis sechsmal am Tag abhängig vom Alter. Trotz aggressiver Verteidigung der Nester gelingt es Nesträubern – das sind Nilwarane, Krokodile, Greifvögel, Ratten – die Eier oder sogar die Küken zu erbeuten. Jungvögel sind nach drei Jahren geschlechtsreif. Schuhschnäbel haben eine Lebenserwartung von bis zu 50 Jahren.
Unsere Bootsfahrt geht weiter ins Sumpfinnere und es fliegt noch ein Schuhschnabel über unsere Köpfe, der dann irgendwo nicht mehr sichtbar im Papyrus landete.
Der erste Tag unserer vierzehntägigen Vogelbeobachtungstour durch Uganda geht am Abend mit einem Nile-Special-Beer zu Ende. Thema am Tisch? Natürlich unsere glücklichen Beobachtungen von Abu Markub, den beeindruckenden Schuhschnabel
Schön das wir unsere Erlebnisse teilen können!
Volker Sthamer