Der anstrengende Flug des kleinen Falken
Im Mai 2021 wurde ein Rotfußfalke in Spanien beobachtet, der im Vorjahr in Ungarn beringt wurde. Unsere Rotfußfalkensind Langstreckenzieher, sie verbringen den Winter in Südafrika. Im Frühling eilen sie aber zurück zu ihren Brutgebieten, um die besten Brutplätze besetzen zu zu können. Auf den Frühlingszug fliegen sie normalerweise durch das Zentrum des Mittelmeerraums.
Wenn die Windverhältnisse im Nordafrika oder im Mittelmeerraum ungünstig sind, wenn starke Ostwinde wehen, sind sie gezwungen einen Umweg nach Westen machen, dann ziehen viele durch Westeuropa Richtung Ungarn. In manchen Jahren wird aus Deutschland und aus der Schweiz ein größerer Einflug des Rotfußfalkenberichtet. Es ist erfreulich für die westeuropäische Ornithologen, wenn sie zuhause diesen schönen Falken beobachten können.
Es ist aber ungünstig für die Fortpflanzung des kleinen Vogels. Wegen des Umwegs kommen sie später in ihren Brutgebieten an und können ihr Brutgeschäft auch erst später beginnen. Die Jungen fliegen später aus und haben weniger Zeit sich für den 8000 Kilometer langen Herbstzug nach Namibia und Botswana vorzubereiten.
Im Frühling war meine früheste Beobachtung am 12. April 2003, als ein Weibchen in der Nähe des Windschutzwaldes landete, wo ich eine Nistkasten-Kolonie für sie gestaltet habe. Im Jahre 2021 habe ich den ersten Falken, ein Männchen, erst am 29. April gesichtet.
Die Rotfußfalken sind hervorragende Flieger. Sie fliegen mit ihren faszinierenden, schnellen Flugmanövern unter den Bäumen um die besten Brutplätze zu erobern. Mit ihren einmaligen Geschwindigkeit abjagen sie auch Beute von anderen Arten. Wenn Turmfalke seine Beute zum Horst bringt, wird er manchmal durch Rotfußfalken angegriffen und so lange verfolgt, bis er seine Beute fallen lässt. Doch brüten die Turmfalken in der Kolonie auch erfolgreich, denn sie profitieren davon, dass die Rotfußfalken alle Räuber gemeinsam attackieren und verjagen, welche die Brut gefährden könnten.
Der Rotfußfalke wird auf Deutsch auch als Abendfalke genannt, denn sie fliegen gern noch in der Dämmerung und jagen Mai- und Junikäfer in der Luft. Sie sind eher auf Großinsekten angewiesen. Wenn man Gewölle eines Falken auf einem Beobachtungsturm findet, kann man das sehen: Das Gewölle mit viel Haaren ist vom Turmfalken, das Gewölle, in welchem Chitinreste von Insekten dominieren, stammt bestimmt von einem Rotfußfalken.
Rotfußfalken brüten in Kolonien. Da sie selbst kein Nest bauen, nehmen sie die verlassenen Nester anderer Vögel an, wie etwa die von Saatkrähe und Elster.
Seit 2002 hängen wir für sie Nistkasten auf, die sie gern annehmen. Die Mehrheit der Falken kehrt in der zweiten Hälfte April und Anfang Mai aus ihrem Winterquartier zurück. Trotz ihres anstrengenden Frühlingszuges startet gleich der Konkurrenzkampf um die besten Nistplätze.
Anfang Mai ist es in der Kolonie sehr laut wegen des Streits der Falken. Später in der Brutzeit wird es ruhiger. Um Mitte Juli fliegen die Jungen aus und die Familien bleiben noch für eine Weile zusammen. Ab August kommen immer mehrere Falken zusammen und sie bilden größere Trupps. Am Ende des Monats entstehen sehr große Ansammlungen, wenn mehr als tausend Falken zusammen jagen und nächtigen. In der Ebene übernachten sie in kleinen Wäldern oder in Baumgruppen.
Es ist ein beeindruckendes Naturschauspiel, wenn Hunderte von Falken am Abend an ihren Schlafplätzen einfallen. In der zweiten Hälfte September verlassen sie die Hortobágy Puszta und beginnen ihre lange Reise nach Südafrika.
Janos Vilagosy, Debrecen (Ungarn)