Ein Interview mit Albert Voigts
Der passionierte Reiseleiter berichtet über seine Natur- und Vogelbeobachtungsreisen und die Magie Namibias
Albert Voigts kennt Namibia wie kaum ein anderer – von den trockenen Halbwüsten bis zu den lebendigen Vogelparadiesen. Als Gründer von LeafLoveSafari und erfahrener Reiseleiter bei birdingtours nimmt er Reisende mit auf eine Entdeckungsreise durch die faszinierenden Landschaften und Ökosysteme seines Heimatlandes. Im Interview spricht Albert über seinen Weg zur Vogelbeobachtung, die Inspiration hinter seinem Unternehmen und darüber, was eine Safari in Namibia so besonders macht. Begleiten Sie uns in die Welt eines echten Naturkenners, der die Geschichten und Geheimnisse Namibias auf einzigartige Weise lebendig werden lässt. Und lüften Sie das Geheimnis um die wunderschönen Naturskizzen auf unserer Reiseseite.
1) Wie bist du zur Vogelbeobachtung gekommen, und was fasziniert dich besonders an ihr?
Namibia ist ein Halbwüstenland mit extremen Klima- und Wetterschwankungen. Ich bin im Süden Namibias auf einer Farm aufgewachsen, und mein Leben bestand oft aus der Hoffnung auf Regen. Wenn es trocken war, besuchten uns die Ludwigstrappen aus der Wüste, da es dort noch dürrer war; bei feuchtem Wetter kamen Goldschnepfen aus Zentralafrika, da die flachen Gewässer dort viel Nahrung bieten.
Mich hat schon immer eher das ‘Warum’ in der Natur fasziniert, und ich wollte diese Zusammenhänge besser verstehen. Die Vögel waren nur ein Teil davon – und sie sind eben sehr unterhaltsam. Zu intensiven Vogelbeobachtungen bin ich durch die Begeisterung meiner Gäste gekommen. Ich zeige gerne Vögel, genieße aber auch eine blühende Aloe am Wegesrand.
2) Was macht Namibia zu einem besonders reizvollem Ziel für Vogelbeobachter? Gibt es Momente oder Vogelarten, die dir in Namibia besonders am Herzen liegen?
Ich denke, die Kulisse macht viel aus, und es ist sicher, durch Namibia zu reisen. Namibia ist ein landschaftlich fantastisch schönes Land mit sehr vielfältigen Lebensräumen. Das Land bietet zahlreiche Halb-Endemiten, die kaum anderswo in Afrika zu finden sind – und das in einer Umgebung, die durch ihre Botanik, Geologie und Zoologie viele Geschichten erzählt. Jeder Besucher, vor allem Birdwatcher, ist daher eigentlich ununterbrochen begeistert.
Eine spezielle Art liegt mir dabei nicht besonders am Herzen – I love them all! Natürlich hat man immer eine Vorliebe für seltene Arten und freut sich umso mehr, wenn es diesen gut geht. Oder doch… Lerchen finde ich gut, aber auch Schnepfen, oder doch lieber Sänger, ich glaube eher Rennvögel….
3) Erzähl uns bitte ein wenig über LeafloveSafari – worum handelt es sich, wie kam es zur Gründung, und was bedeutet dir dein Unternehmen heute?
Früher hatte ich ein anderes Reiseunternehmen; die alten Hasen Thomas Griesohn-Pflieger und Rainer Stoll kennen mich noch als Jungspunt. Als mein Vater starb, übernahm ich für einige Jahre den Farmbetrieb mit über 1000 Rindern, bis uns eine achtjährige Dürre nicht nur jedes Rind, sondern auch fast den gesamten Wildbestand der Farm ‘raubte’. Zudem bekam ich Krebs. Nach einer Chemotherapie fuhren Lisa, meine Frau, und ich durch die Berge Windhoeks zurück nach Hause – sie am Steuer, ich als Halbleiche. Plötzlich kam eine lebensverändernde Nachricht im Radio: Curt-Ingo Sagell hatte den Yellow-throated Leaflove in seinem Garten im Caprivi gesichtet.
Da meinte ich nur: ‘Lisa, ich will wieder Reisen machen! Ich fang nochmal von vorne an … und nenne das Unternehmen, weil ich Blätter liebe, “Leaflove Safari”.’ Eigentlich wollte ich die Idee gleich wieder verwerfen, als Lisa nur meinte: ‘Ja, das passt, das machst du. Der Name ist schön, schön weiblich auch. :-)’ Leider wurde inzwischen der Name Leaflove der Art ‘gestohlen’, da dieser Vogel jetzt als Pale-throated Greenbul bezeichnet wird – schade um das schöne Synonym.
Es dauerte nicht lange, und schon fuhren einige treue Kunden – zwar noch mit einem Glatzkopf, aber voller Begeisterung – mit mir durch die Gegend und füllten ihre Speicherkarten. Dann rief Rainer an und motivierte mich mit: ‘Mach mir auch zwei Reisen, du alter Südwester!’ … so begann das Ganze.
4) Kannst du uns mehr über die Reise ‘Namibia - Wunder mit Flügeln’ erzählen, die du gemeinsam mit birdingtours und Leaflovesafari durchführst? Was dürfen unsere Reisenden erwarten?
Es ist definitiv eine Reise, die sich auch in Zukunft immer weiterentwickeln wird. Nach jeder erfolgreich durchgeführten Tour kommen mir neue Pläne und Vogelarten in den Sinn. Vielleicht hat Dirk deshalb die gleiche Reise bereits zwei Mal gebucht. :)
Diese Tour – die inzwischen leider auch von anderen Anbietern kopiert wird – habe ich aus einer Vielzahl unterschiedlicher Lebensräume und Vogelarten zusammengestellt. Nach dem Motto: viele Lebensräume, optimale Beobachtungen und so viele ‘Namibian Specials’ wie möglich – also Halbendemiten. Im Nordosten gibt es dann noch einen großen, listenfüllenden Schwung an hervorragenden afrikanischen Vogelarten.
Da Namibia wahnsinnig viel zu bieten hat, habe ich auch versucht, die besonderen Landschaften und beeindruckenden Säugerbeobachtungen mit einzubinden.
5) Was würdest du sagen, unterscheidet eine Reise mit birdingtours und LeafLoveSafari von anderen Anbietern?
Es gibt einige meiner Kollegen, die mindestens genauso gut oder sogar besser als ich birdwatchen können, und auch Anbieter, die ebenso tolle Reisen anbieten. Ich bemühe mich jedoch stets, die Qualität der Unterkünfte im besten Preis-Leistungs-Verhältnis zu bieten – auch wenn ich oft hochwertige, etwas teurere Unterkünfte wähle. Ich weiß, dass unsere Gäste diese Qualität schätzen und einfach mehr von ihrer Reise haben, wenn sie gut erholt sind.
Zusätzlich verbringen wir ein paar Tage im teureren Botswana, da die Vogelwelt dort ungestört ist und wir gute Chancen auf Arten wie die Bindenfischeule haben. Auch der Chobe ist Teil des Programms, da man bei den Bootsfahrten eine unglaubliche Vielfalt an Tieren zu Gesicht bekommt. Es wäre wirklich eine Sünde, dieses Tierparadies aus Kostengründen zu umgehen, wie es viele Anbieter leider tun.
Natürlich könnte man mit kleinen Anpassungen den Preis senken und vielleicht sogar ein paar zusätzliche Vogelarten auf die Liste setzen. Aber die Qualität der Beobachtungen, der sogenannten ‘Fauna & Flora-Beifang’ und das allgemeine Erlebnis der Safari sind für unsere Tour meiner Meinung nach ein großer Pluspunkt.
6) Auf der Reiseseite zu “Namibia - Wunder mit Flügeln” sieht man beeindruckende Zeichnungen, die du für jede Etappe angefertigt hast. Nimmst du Skizzenbuch und Stifte oft auf Reisen mit? Gibt es besondere Orte, die du gerne zeichnest? Wie kommt es überhaupt dazu, dass du so gut zeichnen kannst?
Nee, das bin nicht ich, ich bin überhaupt useless künstlerisch – ich kann ja noch nicht einmal das Kreuz hinter die ‘richtige’ Partei zeichnen. Lisa sitzt oft mit mir im Büro, auch wenn das Arbeiten nebeneinander nicht wirklich funktioniert. Sie ist Grafikerin, Künstlerin, Designerin – wie auch immer man es nennen mag. Sie hat das Talent, in Windeseile die unglaublichsten Skizzen anzufertigen; keine dieser Zeichnungen dauert länger als zehn Minuten, wenn ich ihr bloß eben ein Foto einer Beobachtung schicke. Jedes Mal staune ich wieder – wie gut, dass ich sie habe!
Einmal wurde ich gefragt, ob wir das mit KI machen, aber ich bezweifle, dass Tante KI so schnell und künstlerisch ist wie meine Frau.
7) Könntest du dir vorstellen, eine Reise anzubieten, bei der Teilnehmer nicht nur Vögel beobachten, sondern sie auch zeichnen? Wie denkst du, würden die Gäste das finden?
Nein, das kann ich mir wirklich nicht vorstellen … es ist schon schwierig genug, mit einer Künstlerin verheiratet zu sein – hahaha! Oft kommen Kunden in Lisas Atelier in Swakopmund, aber meist endet das mit ein paar leeren Sektflaschen und sehnsüchtigen Blicken auf ihre wirklich großartigen Bilder.
8) Was denkst du, macht die Namibiareise für Kunden reizvoll, die möglicherweise Bedenken haben, so weit zu reisen? Warum könnte sogar gerade eine Namibiareise ein guter Einstieg für eine erste Fernreise sein?
Da muss man ehrlich sein: Die Anreise nach Frankfurt, der zehnstündige Direktflug und die lange Warteschlange bei der Einreise können schon anstrengend sein. Auf der letzten Reise hatten wir drei Gäste über 80 Jahre dabei, doch auch sie waren am Flughafen noch erstaunlich fit und ‘ready for action’. Wer also einigermaßen gut beisammen ist und die Vielfalt der Vogelwelt sowie die ständig wechselnden Landschaften genießen möchte, für den ist Namibia bestimmt eine hervorragende Wahl.
9) Und zum Abschluss: Was würdest du jemandem sagen, der noch unsicher ist, ob Namibia die richtige Wahl ist, um sich für das Abenteuer Vogelbeobachtung zu begeistern?
Das habe ich selbst noch nie erlebt und kann es daher nicht beurteilen. Aber wer eine Birdertour plant, sollte Namibia auf jeden Fall im Blick haben – allein wegen der faszinierenden, in der Wüste lebenden Endemiten.
Namibia ist generell eine ausgezeichnete Wahl: Man denke nur an den Birder John Wilshin, der ursprünglich allein seiner Frau zuliebe in ‘a godforsaken dry desert with only a few giraffes’ reiste, weil sie unbedingt einmal Giraffen sehen wollte. Schließlich war er ganze 13 Mal mit mir unterwegs … davon 9 Reisen in Namibia und 4 in den Nachbarländern. Ich glaube, diese Geschichte würde ich erzählen!
Vielen Dank an Albert Voigts für dieses schöne und inspirierende Interview mit birdingtours! Und für Leavelove Safari für das zur Verfügung gestellte Bildmaterial
Mit Albert Voigts und birdingtours verreisen
Erleben können Sie Albert Voigts als Reiseleiter in Namibia. Begleiten Sie ihn in die Weiten Afrikas und entdecken Sie gemeinsam seltene Arten wie den Afrikanischen Schlangenhalsvogel, den Rosapelikan, den Lappentrappe und den Afrikanischen Fischadler – ein Naturabenteuer, das Ihnen lange in Erinnerung bleiben wird.
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